"Automatisieren kann jeder" ist der Slogan, mit dem German Still Zweifler überzeugen will. Der deutsche Intralogistiker will seinen umfassenden Automatisierungsansatz einem breiteren Publikum vorstellen. Dabei geht es längst nicht mehr nur um rollendes Material: Softwarelösungen stehen im Vordergrund und das Potenzial von KI-Lösungen ist vielversprechend.
Die Automatisierung ist in (Intra-)Logistikkreisen schon lange in aller Munde, aber bei Still stellen sie fest, dass die Logistiker oft noch kalte Füße bekommen, wenn das Thema angesprochen wird. In seinem Automatisierungszentrum in Antwerpen zeigt das deutsche Unternehmen, dass diese Befürchtungen unbegründet sind. Florian Heydenreich, Geschäftsführer Vertrieb & Service, will mit einigen Mythen aufräumen. Dass die Technologie zu teuer, nicht zuverlässig oder ausgereift genug sei, oder dass Automatisierung ein 'nice to have' und keine notwendige Innovation sei, davon wollen sie noch nichts wissen.
Es liegt auf der Hand, dass in Zeiten der Digitalisierung und Automatisierung der Software-Aspekt der Intralogistik immer wichtiger wird.
Standardisierung und Skalierbarkeit sind die Schlagworte bei der Implementierung dieser Softwarelösungen. Die Arbeit mit Standardlösungen senkt den Selbstkostenpreis und erleichtert die Wartung, weiß man bei Still. Die Skalierbarkeit der vorgeschlagenen Lösungen soll dafür sorgen, dass Unternehmen auf Wunsch mit der Automatisierung klein anfangen können und die Automatisierungsprozesse dann sozusagen mit den Bedürfnissen des Kunden mitwachsen. Dennoch sind kundenspezifische Konfigurationen immer möglich.
Die verschiedenen von Still angebotenen Softwarelösungen tragen den Namen "iGo". Das System gibt es in mehreren Varianten. iGo Flow koordiniert den Warenfluss im Lager. Diese Software wird in die beim Kunden bereits vorhandenen Systeme (z.B. Lagerverwaltungssysteme, Transportplanung etc.) integriert. Entscheidend für den deutschen Hersteller ist, dass sich die Still-Software einfach in die bestehenden Systeme des Kunden integrieren lässt - und auch mit anderer Hardware als den Still-Geräten im Fuhrpark des Kunden "sprechen" kann. "Die Philosophie hinter unserer Software ist eher die eines offenen Android-Systems als die des geschlossenen Ansatzes von Apple", heißt es. Konkret geht es um die Integration von Produkten anderer Hersteller, die Steuerung von Still-Geräten mit Software anderer Betreiber und die Anbindung an übergreifende Softwaresysteme.
iGo hat noch ein paar weitere Varianten. iGo Easy ist für Unternehmen gedacht, die gerade erst mit der Automatisierung beginnen. Der Schwerpunkt liegt auf einfachen Aufgaben und Skalierbarkeit. Das System erfordert keine Integration in ein bestehendes ERP/WMS. iGo Systems ist der "große Bruder" der Produktreihe und konzentriert sich auf komplexe und anspruchsvolle Anwendungen. Flexibilität und Konfigurierbarkeit werden als seine größten Stärken angeführt. Das "Gehirn" dieser Anwendungen ist iGo Insights, eine zentrale Datenplattform, die für die Analyse von Prozessen und Leistungen im Lager, aber auch für die Vorhersage der Wartungsplanung von Schienenfahrzeugen genutzt werden kann.
Für alle, die sich für Fahrzeuge interessieren: Ja, in Antwerpen gibt es eine Menge neuer Geräte zu sehen. Der FM-X iGo ist ein Schubmaststapler mit doppeltem Verwendungszweck für den Einsatz in Lagern mit breiten Gängen. Er kann sowohl vom Fahrer gesteuert als auch automatisiert werden und hebt Lasten bis zu zehn Meter hoch. Der neue MX-X iGo wiederum ist ein vollautomatischer Schmalgangstapler mit einer Hubhöhe von bis zu 14 Metern. Er entspricht vollständig der Norm ISO 3691-4 und ist so konzipiert, dass er problemlos in bestehende Umgebungen integriert werden kann (Brownfield). Der EXV iGo-Stapler ist das erste industriell gefertigte FTS, das die Kosten senken und die Wartung erleichtern soll. Der kompakte AXV iGo richtet sich an Unternehmen, die ihre ersten Schritte in die Automatisierung machen. Seine Stärken sind seine kurzen Lieferzeiten und seine Skalierbarkeit. Die cloudbasierte Software, auf der dieses FTS läuft, macht es relativ einfach, schnell eine größere Flotte von FTS einzusetzen. Auch die automatisierten Stapler von Still werden nach und nach mit der standardisierten Schnittstelle VDA-5050 ausgestattet.
Still unterstreicht auch seine Rolle als "One-Stop-Shop" für Intralogistiklösungen. Über seine Rolle als Hersteller von rollendem Material hinaus will das Unternehmen seine Kunden auch bei der Konzeption neuer (teil- oder vollautomatischer) Lagerlösungen und der dazugehörigen Software unterstützen. Auf diese Weise wird Still immer stärker zum Integrator. Der Schwerpunkt liegt dabei auf End-to-End-Lösungen.
In diesem Rahmen wird auch das iGo Cube System vorgestellt: ein anpassbares, vollautomatisches Kompaktlager. Ganz im Sinne der Still-Philosophie der Skalierbarkeit und Standardisierung besteht diese Lagerlösung aus Standardkomponenten, die flexibel konfigurierbar sind.
Eine Demonstration dieser kollaborativen Lösungen für die breite Öffentlichkeit ist auf der Logimat in Stuttgart vom 11. bis 13. März 2025 geplant. Alles mit einer Botschaft: Kalte Füße bei der Automatisierung sind 2025 nicht mehr nötig.