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Effizienter und nachhaltiger multimodaler Güterverkehr dank Physical Internet

Effizienter und nachhaltiger multimodaler Güterverkehr dank Physical Internet

Der Transport- und Logistiksektor ist für unser tägliches Leben von unschätzbarem Wert. Sie bringen jeden Tag Lebensmittel, Geräte und Materialien an den richtigen Ort. Und sie wachsen aufgrund des boomenden elektronischen Handels. Doch die Verkehrsströme werden nicht immer auf die effizienteste Weise abgewickelt. Und auch der Weg zu einem umweltfreundlicheren Transport ist noch weit. Mit dem Projekt PILL bündeln imec, VIL und die VUB seit 2021 ihre Kräfte, um Logistikprozesse über ein physisches Internet digital intelligenter zu gestalten.

Wussten Sie, dass 20% der Lkw auf europäischen Straßen nur Luft transportieren? So sagen es die Zahlen von Eurostat*. Außerdem scheint ein großer Teil des Güterverkehrs auf derselben Route zu verkehren, ohne dass die Lieferkapazitäten voll ausgeschöpft werden. Da jedes Transportunternehmen seine eigene Planungsmethode anwendet, ist die Zusammenarbeit schwierig, was die Zahl der Lieferungen in die Höhe treibt.

Auch im Hinblick auf einen umweltfreundlicheren Verkehr gibt es noch viel zu tun. Ein Großteil des Güterverkehrs wird mit Lkw abgewickelt, während die Nutzung umweltfreundlicherer Verkehrsträger wie Binnenschifffahrt und Eisenbahn stabil bleibt. Im vorangegangenen Artikel können Sie lesen, wie die Lkw-Hersteller mit der Elektrifizierung von Lkw beginnen, aber auch dies ist eine langfristige Aufgabe.

Effizient vom Ursprung zum Ziel

Das physische Internet zielt darauf ab, den Warentransport besser zu organisieren, indem es unabhängig von der Verkehrsart die optimale Route in sich überschneidenden Verkehrsnetzen vorschlägt. Gleichzeitig kann es die Umstellung auf einen nachhaltigeren Verkehr erleichtern.

Und wie? Indem man das Konzept des digitalen Internets auf den Verkehrssektor überträgt. "So wie eine E-Mail die volle Netzkapazität nutzt, um vom Absender zum Empfänger zu gelangen, sollten auch Waren die volle Kapazität der Infrastruktur nutzen", sagt Joris Finck, Innovationsmanager beim Forschungszentrum imec. "Wenn Sie eine E-Mail senden, ist es egal, welchen Anbieter oder welches Gerät Sie verwenden. Im Prinzip sollte es genauso funktionieren, um Waren vom Ursprung zum Ziel zu bringen. Das würde zum Beispiel dafür sorgen, dass Staus auf Autobahnen vermieden werden können, indem die Fracht über Wasserstraßen oder Schienen umgeleitet wird."

Neue Möglichkeiten durch Synchromodalität

Die heutigen Herausforderungen im Logistiksektor erfordern eine veränderte Arbeitsweise. "Das physische Internet zielt darauf ab, die unzureichende Auslastung der Kapazitäten und andere Ineffizienzen zu verbessern, indem es die Verkehrsnetze miteinander verbindet und die Waren auf dem optimalsten Weg vom Ursprung zum Ziel transportiert", bestätigt Joris. "Entscheidend dafür ist das Konzept des synchromodalen Transports. Das bedeutet, dass man verschiedene Verkehrsträger flexibel einsetzt und dem Verlader eine integrierte Lösung bietet, um die Waren von A nach B zu bringen."

"Synchromodalität ist vergleichbar mit Multimodalität (der Nutzung verschiedener Verkehrsmittel), wird aber durch kontextbezogene Informationen ergänzt. Auf diese Weise können Sie auf der Grundlage von Echtzeitinformationen die beste Transportwahl treffen. Wenn beispielsweise der Wasserstand zu niedrig ist, wird ein Container auf den Lkw- oder Zugverkehr umgeleitet. Kommt es zu einem Stau, werden die Container auf die Binnenschifffahrt oder die Bahn verlagert.

Umstellung auf einen nachhaltigeren Verkehr

"Wir befassen uns auch mit der Entwicklung und Realisierung des physischen Internets, um den Übergang zu einem nachhaltigeren Verkehr in der Zukunft zu ermöglichen. Und das wird auch nötig sein, denn die Europäische Kommission geht davon aus, dass der Güterverkehr bis 2030 um etwa 30% und bis 2050 sogar um etwas mehr als 56% (im Vergleich zu 2015) zunehmen wird. Wenn diese Zunahme auch auf der Straße landet, wird die Situation in Flandern unhaltbar", sagt Joris.

"Alle Lkw elektrisch zu betreiben, löst nur einen Teil des Problems, denn es wird immer noch ein großer Teil des Güterverkehrs über die Straße abgewickelt. Eine bessere Integration der Verkehrsträger, die den Straßenverkehr mit der Schiene und den Wasserstraßen verbindet, ist notwendig.

Abbildung 3 9
Diese Abbildung zeigt, wie die Logistik auf Autobahnen, Binnenwasserstraßen und Schienenwegen ablaufen kann.

PILL-Projekt als Vermittler

Das Projekt Physical Internet Living Lab (PILL), eine Partnerschaft von imec, VIL und der Forschungsgruppe Mobilise der VUB, startete Anfang 2021. Die Agentur für Innovation und Unternehmen (VLAIO) bietet finanzielle Unterstützung für dieses Projekt, das bis Ende 2024 läuft und sich auf das Hafenökosystem konzentriert.

Joris skizziert, was heute bereits realisiert wurde: "Auf dem Korridor Antwerpen-Genk haben wir ein physisches Internet geschaffen, in dem der Containertransport multimodal ist. Seit dem Start des Projekts haben wir rund 25 Spediteure und Verlader zusammengebracht. Wir haben sie gebeten, eine Reihe von logistischen Transaktionen für ihren Spotmarkt zu realisieren. Im Moment sind die Ergebnisse noch recht begrenzt, mit der Akzeptanz von etwa drei Routen, aber das reicht bereits aus, um das Potenzial des Konzepts zu demonstrieren".

Suche nach externen Parteien

Das imec fungiert in dem Projekt als eine Art Game-Changer. "Wichtig zu wissen ist, dass imec hier keine Softwareplattform ist, sondern den Schlüssel zum Einstieg in eine vernetzte Umgebung bietet. Jeder Beteiligte bleibt also Eigentümer seiner eigenen Daten. Übrigens suchen wir viele weitere Teilnehmer, um das Konzept weiterzuentwickeln und zu vermarkten."

Und Joris fügt hinzu: "Das PILL-Projekt ist keine Ad-hoc-Initiative. Ganz im Gegenteil. Die Generaldirektion Mobilität und Verkehr der Europäischen Kommission arbeitet mit ihrer Mitgliedsorganisation ALICE (Alliance for Logistics Innovation through Collaboration in Europe)** zusammen, um das Projekt mitzugestalten und zu unterstützen." ■ 

* Quelle: Ein Fünftel der Straßengüterverkehrskilometer durch leere Fahrzeuge. Eurostat, 10. Dezember 2021. 

** www.etp-logistics.eu 

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