Standort, verfügbare (Geschäfts-)Flächen, kompetentes Personal und Wettbewerbsfähigkeit. Nach Ansicht von Fachleuten bestimmen diese vier Faktoren, wie attraktiv eine Region in Bezug auf die Logistik sein kann, mit gut gefüllten Auftragsbüchern bei industriellen Bauunternehmen als positivem Nebeneffekt. Für die Bauunternehmer in unserem Land sieht Marc Dillen, Generaldirektor von Embuild Flanders, sowohl große Chancen als auch schwierige Herausforderungen. Die größten Herausforderungen sind seiner Meinung nach? Die Entwicklung einer zukunftsorientierten Genehmigungspolitik und die Suche nach ausreichenden und kompetenten Arbeitskräften.
Das Klischee besagt, dass der Bausektor ein Barometer für die Wirtschaft ist. Ein florierender Bausektor garantiert ein starkes Geschäftsvertrauen. Leider sehen die jüngsten Schlüsselzahlen nicht positiv aus. "Seit 2018 veröffentlicht das flämische Omgevingsloket jährlich Zahlen über die Anzahl der eingereichten Genehmigungsanträge für Bauprojekte in Industrie und Gewerbe, und zwar jeweils für die ersten acht Monate in Flandern", sagt Marc Dillen. "Und was zeigen sie? In den Jahren 2022 und 2023 ist die Zahl der Anträge stark rückläufig: 1.984 bzw. 1.801 Anträge werden eingereicht. Dies steht im krassen Gegensatz zu den 2.313 und 2.232 Anträgen in den Jahren 2019 und 2021."
"Außerdem wurde in der Presse über eine Rekordzahl von Konkursen in Flandern im Sommer 2023 berichtet", so der Geschäftsführer von Embuild Flanders. "Insbesondere der Bausektor scheint sehr anfällig zu sein, da seit Anfang dieses Jahres bereits 1.367 flämische Bauunternehmen ihre Bücher niedergelegt haben. Es ist auch bemerkenswert, dass immer mehr junge (Bau-)Unternehmen in Konkurs gehen."
"Diese bedrohlichen Zahlen stimmen nachdenklich, sollten uns aber gleichzeitig ermutigen, weiter in einen widerstandsfähigen und zukunftssicheren Sektor zu investieren", betont Marc Dillen. "In den letzten Jahren haben unsere Mitglieder bereits die nötige Widerstandsfähigkeit bewiesen, um Herausforderungen wie nachhaltiges (Wieder-)Bauen, Digitalisierung und Automatisierung, Compliance und Personalmanagement in Chancen zu verwandeln. Sehen Sie sich zum Beispiel die Bemühungen zahlreicher Hersteller und Bauunternehmen an, ihre Produkte und Dienstleistungen an den europäischen Vorschriften für einen klimaneutralen Bausektor bis 2050 auszurichten. Energieneutrales (Wieder-)Bauen, Recycling von Baumaterialien, Kreislaufbau und umweltfreundlicher Transport sind nur einige Beispiele für Praktiken, die sich wie ein roter Faden durch unseren Bausektor ziehen. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung einer effizienten Wasserbewirtschaftung, die sich sowohl auf die Versickerung als auch auf die Sammlung von Regenwasser konzentriert. Die neue flämische Regenwasserverordnung, die am 2. Oktober 2023 in Kraft tritt, gibt hierfür neue Leitlinien vor."
Ebenfalls erwähnenswert: die erste flämische Betonvereinbarung, die im April 2023 von zahlreichen Mitgliedern von Embuild Flanders mit unterzeichnet wurde. "Mit dieser Vereinbarung wollen wir die Herstellung und Verwendung von Beton in unserer Region so umweltfreundlich wie möglich gestalten", erklärt Marc Dillen. "Wir haben die Messlatte hoch gelegt: 30% weniger CO2-Emissionen bei der Betonherstellung bis 2030 und eine vollständige Reduzierung der Emissionen bis 2050." Allerdings gibt er zu bedenken: "Wir dürfen den Fokus auf Ökologie nicht von der technischen Nachhaltigkeit trennen. Mit anderen Worten: Die Anwendung der Kreislaufwirtschaft im Bausektor darf nicht auf Kosten von Qualitätsbaustoffen gehen. Es kann schließlich nicht die Absicht sein, dass man für den Bau von Brückenpfeilern 20% mehr Beton braucht - um deren Festigkeit zu gewährleisten -, weil man Recycling-Baustoffe verwendet."
Zurück zu den - laut Marc Dillen - zwei größten Herausforderungen für die Baubranche: Genehmigungen und Humanressourcen. "Was das erste Thema betrifft, so erleben wir heute oft eine Stagnation aufgrund zu komplexer und zeitaufwändiger Verfahren. Ist es noch vertretbar, dass es in Flandern durchschnittlich 3 Jahre und 10 Monate dauert, eine Genehmigung zu erhalten? Jahr für Jahr gibt es mehr Genehmigungsanträge, während die gleiche Anzahl von Beamten eine steigende Anzahl von Genehmigungen bearbeiten muss. Außerdem spielen nicht nur die Raumplanungsvorschriften, sondern auch die flämische Umweltgesetzgebung eine entscheidende Rolle. Eine Neuausrichtung der Genehmigungspflicht, der Meldepflicht und der Befreiung von der Genehmigungs- und Meldepflicht steht an!"
Auch im Bausektor sind alle Hände voll zu tun, wenn es um die Verwaltung der Arbeitskräfte geht. "Die Liste der Engpässe wird von Jahr zu Jahr länger, was dazu führt, dass immer mehr Bauprojekte nicht begonnen oder nicht rechtzeitig abgeschlossen werden. Wir müssen alles tun, um diese Abwanderung von Fachkräften zu stoppen, sowohl durch eine starke Bindungspolitik, um talentierte und erfahrene Arbeitskräfte an Bord zu halten, als auch durch die Steigerung der Attraktivität der Arbeit im Baugewerbe."
"Wir sollten noch mehr mit Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen zusammenarbeiten, um junge Menschen für unseren Sektor zu begeistern. Und natürlich sind wir auch weiterhin auf talentierte ausländische Arbeitskräfte angewiesen, um freie Stellen zu besetzen." ■