Am 21. Oktober 2025 organisierte Management Productions die sechste Ausgabe der Logistik-Hotspots & Lagerhaltung. Mit Warehouse & Logistiek als einem der Medienpartner brachten die Organisatoren die Akteure der Logistik in den Wikrijk Salons Van Edel zu einem Nachmittag mit Einblicken und Diskussionen zusammen. Experten, Führungskräfte aus der Wirtschaft und politische Entscheidungsträger diskutierten über die Herausforderungen und Chancen eines Sektors im Wandel.
Die Konferenz wurde mit einer scharfen wirtschaftlichen und geopolitischen Analyse der Koen De Leus, Chefvolkswirt bei BNP Paribas Fortis. Er skizzierte eine Welt, in der Rohstoffe knapp sind, die Verschuldung hoch ist und die Arbeitsmärkte unter strukturellem Druck stehen. “Seltene Erden kommen größtenteils aus China”, argumentierte er. “Das macht die Verhandlungen komplex, aber unvermeidlich.”
De Leus betonte, dass die Deglobalisierung - die bewusste Verkürzung der internationalen Handelsketten - die Inflation strukturell erhöhen wird. Die Logistikwelt bekommt dies am eigenen Leib zu spüren: mehr lokale Produktion und höhere Arbeitskosten drücken die Margen, während geopolitische Spannungen und staatliche Eingriffe die Vorhersehbarkeit des internationalen Handels weiter untergraben.

Professor Dr. Roel Gevaers (UAntwerp) hat diese Makrotrends in die logistische Realität umgesetzt. Er wies darauf hin, dass sich der Sektor seit 2020 in einem “perfekten Sturm” aufeinanderfolgender Krisen, von Pandemien bis hin zu Energiekrisen, befunden habe. Diese Schocks zwangen die Unternehmen dazu, ihre Lieferketten neu zu erfinden. “Die Ketten werden immer kürzer, umweltfreundlicher und teurer, aber auch robuster”, sagte Gevaers.
Der Klassiker Just-in-Time-Ansatz weicht strategischen Vorräten, regionaler Produktion und mehr Zusammenarbeit zwischen Logistik, Immobilien und Energie. Denn Nachhaltigkeit ist nicht länger eine Voraussetzung, sondern eine Überlebensstrategie. Gevaers brachte es treffend auf den Punkt: “Logistikunternehmen werden zu Energieunternehmen.”
Doch das Gleichgewicht bleibt prekär. Nachhaltigkeit erfordert hohe Investitionen, während wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten profitable Geschäftsmodelle erschweren. Automatisierung, Netzüberlastung und Dezentralisierung kennzeichnen die Zukunft, aber ohne stabile Regulierung und zuverlässige Energieversorgung bleibt die Umsetzung eine Herausforderung.
Das Thema Raumfahrtmanagement wurde in den Vordergrund gerückt durch Luk Lemmens, Vertreter der Provinz Antwerpen. “Die Raumfahrtpolitik kann nicht von der Lizenzvergabe getrennt werden. Wir wissen, wie wichtig schnelle Verfahren für Unternehmer sind”, erklärte er.
In der Praxis zeigt sich jedoch ein eklatanter Mangel. “Es gibt einfach zu wenig Platz”, warnte Christophe Wuyts des Immobilienakteurs Ceusters. “Die Neubauprojekte in Antwerpen und Brüssel sind zum Stillstand gekommen. Die großen Akteure bauen in die Höhe, aber auch dieser Ansatz hat seine Grenzen.” Edwin Eggebeen von DSV veranschaulichte dies an einem konkreten Beispiel: “In Gent hatten wir buchstäblich das letzte Stück Land.” Ihr neues Lager ist von innen nach außen konzipiert - ein Beispiel dafür, wie kreativ Unternehmen mit Knappheit umgehen müssen.

Das zweite wichtige Thema der Konferenz war das Energie(management). Die Elektrifizierung von Transport und Lagern trifft auf eine harte Realität: Strom wird sowohl teurer als auch knapper. Moderator Roel Gevaers brachte das Problem auf den Punkt: “Wenn Sie Ihren Fuhrpark elektrifizieren wollen, müssen Sie mit selbst erzeugter Energie arbeiten.”
Lieselot Rouquart von Colruyt zeigte das Ausmaß des Problems. “Unsere Lkw legen jeden Tag 210.000 Kilometer zurück. Die Elektrifizierung unserer Flotte ist eine große Herausforderung. Nicht nur in Bezug auf die Ladeinfrastruktur, sondern auch in Bezug auf die Netzkapazität.”
Diese Netzkapazität ist genau das, was Hans Van Sebroeck von Fluvius macht sich Sorgen. “Wir sehen, dass Unternehmen massenhaft Netzkapazitäten reservieren, die sie vielleicht gar nicht brauchen. Das System der ‘wer zuerst kommt, mahlt zuerst’.’ stößt an seine Grenzen.”
Für Unternehmen wie Montea, dargestellt durch Dirk Van Buggenhout, Das Energiemanagement wird zu einem integralen Bestandteil ihrer Dienstleistungen. Montea investiert daher nicht nur in Lagerhallen, sondern auch in Sonnenkollektoren, Batterien und intelligente Energiespeicher.“
Die Automatisierung war der dritte rote Faden des Nachmittags - nicht zufällig eine Folge des Platzmangels und des Energiebedarfs. Bei einem ersten Unternehmensbesuch erhielten die Teilnehmer einen Blick hinter die Kulissen des neuen, vollautomatischen Lagers von Atlas Copco, wo Effizienz und Robotisierung Hand in Hand gehen.
Ein weiteres inspirierendes Beispiel stammt von GC Europa. Vizepräsidentin Lieferkette Walter Bogaerts berichtete, wie das Unternehmen sein Lager in Leuven vollständig automatisiert hat. Ohne das Gebäude zu erweitern oder zusätzliches Personal einzustellen, verdoppelte sich die Lagerkapazität und die Liefertreue stieg auf über 99,5 Prozent. Die Investition zahlt sich aus: Innerhalb von sieben Jahren erwartet GC Europe eine vollständige Kapitalrendite sowie Platz für eine neue Fabrik.