Das Ziel ist eine Reichweite von über 1.000 Kilometern mit einer Tankfüllung. Bereits Ende April hat Daimler Trucks mit der intensiven Erprobung des ersten neuen, weiterentwickelten Prototyps seines Mercedes-Benz GenH2 Trucks 2020 begonnen - ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Serienreife. Die Entwickler von Daimler Trucks erproben den Brennstoffzellen-Lkw auf Herz und Nieren. Im Mittelpunkt der umfangreichen Testreihe, die höchste Anforderungen an das Fahrzeug und seine Komponenten stellt, stehen unter anderem der Dauereinsatz, wechselnde Wetter- und Straßenbedingungen sowie unterschiedliche Fahrmanöver.
Daimler Trucks geht davon aus, dass die Erprobung auf öffentlichen Straßen noch in diesem Jahr beginnen wird. Der Beginn der Kundenerprobung ist für 2023 geplant, und die Serienfahrzeuge werden einige Jahre später zur Auslieferung an die Kunden bereit sein.
Martin Daum, Vorsitzender des Vorstands der Daimler Truck AG und Mitglied des Vorstands der Daimler AG: "Wir verfolgen bei der Elektrifizierung unserer Lkw konsequent unsere Technologiestrategie. Unser Ziel ist es, unseren Kunden die besten lokalen CO2-neutralen Lkw, der je nach Einsatzgebiet mit Batterien oder wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen betrieben wird. Wir liegen voll im Zeitplan und ich freue mich, dass die intensive Erprobung des GenH2 gut angelaufen ist. Die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie wird für die CO2-neutralen Verkehr der Zukunft - das bestätigen auch unsere vielen Partner, mit denen wir mit Hochdruck daran arbeiten, diese Technologie auf die Straße zu bringen. Darüber hinaus gibt das klare Bekenntnis der nationalen und europäischen Regulierungsbehörden zum Einsatz von Wasserstoff im Straßengüterverkehr einen wichtigen Impuls. Die politische Unterstützung spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Entwicklung einer grünen Wasserstoffinfrastruktur zu fördern und Brennstoffzellen-Lkw für unsere Kunden rentabel zu machen."
Die Ingenieure von Daimler Trucks legen den GenH2 so aus, dass der Lkw und seine Komponenten die gleichen Anforderungen an die Lebensdauer erfüllen wie ein vergleichbarer konventioneller Mercedes-Benz Actros. Das bedeutet 1,2 Millionen Kilometer über einen Zeitraum von zehn Jahren und insgesamt 25.000 Betriebsstunden. Um dies zu erreichen, muss der GenH2 wie jede neue Actros-Generation äußerst anspruchsvolle Tests bestehen. Allein in den ersten Wochen der Erprobung legte das Fahrzeug Hunderte von Kilometern unter Dauerbelastung auf einem Rollenprüfstand zurück und überstand zahlreiche extreme Praxissituationen wie Notbremsungen und das Befahren von Bordsteinen auf der Teststrecke.
Der GenH2 ist ein völlig neu konzipierter Lkw mit komplett neuen Komponenten, denen die Entwickler während der Tests ihre volle Aufmerksamkeit widmen werden. Dazu gehören das Brennstoffzellensystem, der vollelektrische Antriebsstrang und alle dazugehörigen Systeme, wie z. B. eine spezielle Kühlung. Das individuelle Gewicht der neuen Komponenten und ihre jeweilige Position im Fahrzeug beeinflussen auch die Fahreigenschaften des Lkw. So ist der Brennstoffzellen-Lkw durch die Vibrationen, die zum Beispiel auf holprigen Straßen und in besonderen Extremsituationen auftreten, anderen Kräften ausgesetzt als herkömmliche Fahrzeuge. Um frühzeitig umfangreiche Erkenntnisse zu gewinnen, wird der aktuelle Prototyp auch mit einer Nutzlast von bis zu 25 Tonnen bei einem zulässigen Gesamtgewicht von rund 40 Tonnen getestet, wie es auch für die Serienvariante des GenH2 geplant ist.
Daimler Trucks bevorzugt flüssigen Wasserstoff, weil der Energieträger in diesem Zustand eine im Verhältnis deutlich höhere Energiedichte hat als gasförmiger Wasserstoff. Dadurch sind Flüssigwasserstofftanks viel kleiner und aufgrund des geringeren Drucks auch deutlich leichter. Daraus ergeben sich ein größerer Laderaum und eine höhere Nutzlast. Gleichzeitig kann mehr Wasserstoff nachgetankt werden, was die Reichweite deutlich erhöht. Damit eignet sich der GenH2 wie herkömmliche Diesel-Lkw für mehrtägige, schwer planbare Langstreckenfahrten.
Auf der Grundlage eines festgelegten Entwicklungsplans arbeiten die Experten von Daimler Trucks kontinuierlich an der Entwicklung von Flüssigwasserstoff-Betankungstechnologien. Bis Ende des Jahres erwarten die Ingenieure, den Prototyp des neuen Tanksystems soweit entwickelt zu haben, dass die laufenden intensiven Tests mit dem GenH2 fortgesetzt werden können. Von da an werden bis zur Serienreife Fahrzeugtests ausschließlich mit Flüssigwasserstoff-Tanksystemen durchgeführt. Bis dahin wird für die Intensivtests mit dem GenH2 ein gasförmiges Wasserstofftanksystem als Zwischenlösung eingesetzt.