Ein altes Teefabrikgelände in der Nähe von Brüssel verwandelt sich in ein hochmodernes E-Commerce-Zentrum? Für Montea ist dies kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung, die im Einklang mit ihrer langfristigen Strategie steht. Das ehemalige Unilever-Gelände in Forest wurde bereits 2008 erworben. Heute befindet sich dort unter anderem ein brandneues Home Delivery Centre von Delhaize, das auf Effizienz, Nachhaltigkeit und städtischen Vertrieb ausgelegt ist.
Das Gelände wurde in mehreren Phasen umgestaltet: zunächst für Metro (jetzt Sligro Food Group), dann für Option und ein IT-Unternehmen. Der Delhaize-Markt ist die vierte und letzte Phase. Wo früher Teebeutel von Lipton über das Fließband rollten, fahren heute Kühltransporter mit Online-Bestellungen in die Brüsseler Wohnzimmer.
Für die Realisierung des neuen E-Commerce-Distributionszentrums von Delhaize in Forest hat Montea erneut mit TPF Engineering zusammengearbeitet. Keine zufällige Wahl. "Wir können bereits auf eine lange Zusammenarbeit zurückblicken und kannten den Standort bereits aus früheren Projekten", sagt Erwin Vangenechten, Leiter der Abteilung "Building" bei TPF. "Dieses Vertrauensverhältnis wird nur noch stärker."
TPF Engineering ist ein multidisziplinäres Ingenieurbüro, das Architektur, Stabilität, Technik und Infrastruktur unter einem Dach anbietet. Genau dieser integrierte Ansatz macht das Unternehmen zu einem gefragten Partner für Logistik- und Industrieprojekte, insbesondere wenn Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt. "Montea strebte an diesem Standort explizit BREEAM Excellent an, und das wirkte sich direkt auf unseren Beitrag aus - von der Konzeptphase an", sagt Vangenechten.
Aber Montea geht über die BREEAM Excellent-Zertifizierung hinaus. Dirk Van Buggenhout, Chief Sustainability Officer bei Montea: "Wir arbeiten mit einem Materialpass und führen für jedes Projekt eine Lebenszyklusanalyse (LCA) durch. So können wir den gesamten Kohlenstoff-Fußabdruck von der Gewinnung bis zum Abriss darstellen. Außerdem kombiniert das Dach Solarpaneele (1,5 MWp) mit einer Dachbegrünung - eine spezielle Anforderung der Gemeinde Forest."
Dieser Nachhaltigkeitsanspruch ist nicht nur eine Marketinggeschichte. "Der Standort hat eine lange Geschichte - unter anderem waren hier Unilever, Lipton und Iglo-Ola angesiedelt -, so dass wir auch bei der Sanierung, der Wiederverwendung und der Energiefrage sehr sorgfältig vorgehen mussten", sagt Van Buggenhout. Denken Sie an die Ausrichtung des Gebäudes, die technischen Installationen (Wärmepumpen, ...), die Isolierung, die Wasserbewirtschaftung (Wadi), die Regenwasserrückgewinnung, das Parken auf dem Dach, ... Jede Entscheidung zählt."
Als die alten Lipton-Gebäude abgerissen wurden, wurde nichts einfach verschrottet. Materialien wie Fenster, Teppiche und Beleuchtungskörper fanden ein zweites Leben. Der Beton wurde zerkleinert und als Unterbau wiederverwendet. Sogar Fassadenplatten erhielten im neuen Design eine zweite Chance.
Auch die Gebäudehülle wurde berücksichtigt: EPDM-Dachfolie (mit einer Lebensdauer von 40-50 Jahren) ersetzte die klassische und billigere PVC-Variante. Und im Gegensatz zu vielen Logistikgebäuden wurden die Laderampen luftdicht abgeschlossen. Das Regenwasser wird für Kühlanlagen wiederverwendet; die Restwärme dieser Anlagen beheizt wiederum die Büros. Das zirkuläre Denken zieht sich durch alle Schichten des Gebäudes, vom Entwurf bis zur Fertigstellung.
Das Projekt in Forest fügt sich nahtlos in Track27 ein, den vierjährigen Strategieplan von Montea, der bis 2027 ein nachhaltiges Wachstum und ein Immobilienportfolio von 3,5 Milliarden Euro anstrebt. Im Mittelpunkt stehen dabei Energieunabhängigkeit, Kreislaufwirtschaft und eine klare Ausstiegsstrategie für fossile Brennstoffe.
Heute verfügt Montea bereits über 85 MWp an Solarpaneelen, die über Belgien, Frankreich und die Niederlande verteilt sind. Diese Zahl soll bis 2027 auf 135 MWp steigen. Auch im Bereich der Batterie-Energiesysteme (BESS) werden erhebliche Anstrengungen unternommen: 32 MWh Batteriekapazität wurden in diesem Jahr in Betrieb genommen, und im gleichen Zeitraum ist ein Ausbau auf 100 MWh geplant.
"Wir wollen der Elektrifizierungswelle zuvorkommen. Die Überlastung der Netze und die Dezentralisierung der Energieerzeugung erfordern intelligente Lösungen", sagt Van Buggenhout. "In Zukunft sehen wir unsere Standorte als vollwertige Energiezentren mit lokaler Produktion und Speicherung."
Auch beim Gasverbrauch werden Anstrengungen unternommen: In den letzten vier Jahren wurden alle neuen Gebäude gasfrei geliefert. Bei bestehenden Gebäuden ist die Umstellung auf Wärmepumpen in vollem Gange. Montea möchte bis 2035 völlig frei von fossilen Brennstoffen sein. "Unser Track27-Plan ist ehrgeizig, aber erreichbar - weil er durch strukturelle Entscheidungen und nicht durch lose Aussagen gestützt wird", schließt Dirk Van Buggenhout.
Das Hauslieferungszentrum schafft bis zu 400 Arbeitsplätze, häufig für gering qualifizierte Profile. "In einem Viertel mit hoher Arbeitslosigkeit ist dies ein wichtiger Hebel", sagt Van Buggenhout. Montea hat dabei keine direkte Rolle gespielt, aber die Zusammenarbeit zwischen Delhaize und dem lokalen Partner HUB Brüssel, der Bewerber aus dem Viertel anwirbt, erleichtert.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Mobilität: Das Gebäude liegt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Forest South und eines Radwegs, und mehrere Buslinien sind zu Fuß erreichbar. Ideal also für Arbeitnehmer, die vor Ort arbeiten.
Vangenechten beschreibt die Zusammenarbeit mit Montea als "intensiv, aber konstruktiv". "Sie fordern uns heraus - und wir fordern sie heraus. Das macht es einfach interessant. Wir sind schon lange in diesem Geschäft, aber jedes Projekt ist anders. Die Wünsche von Delhaize, die Anforderungen von Montea, die Erwartungen der Umwelt und der Behörden ... all das muss in einem zukunftsorientierten Ganzen zusammenkommen. Und das ist uns gelungen." Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: "Übrigens befinden wir uns hier auf historischem Boden: Das Gelände gehörte einst William Lever, dem Mann, der hier 1905 den Grundstein für die erste Seifenfabrik legte, aus der später Unilever wurde. Es ist schön zu sehen, dass der Standort Brüssel auch heute wieder mit uns die Zukunft schreibt."