Von: Eric Geerts, Senior Director Produktmanagement, TMS, Carrier-Konnektivität und Häfen bei der Descartes Systems Group
Am 5. Januar 2023 wird die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) ist in der Europäischen Union in Kraft getreten. Eine größere Gruppe von (börsennotierten) großen, kleinen und mittleren Organisationen ist nun verpflichtet, detailliert über ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu berichten, beispielsweise über ihre Kohlenstoffemissionen. Dadurch erhalten Investoren, Organisationen der Zivilgesellschaft, Verbraucher und andere Interessengruppen Zugang zu den Informationen, die sie benötigen, um die Auswirkungen der Organisationen zu beurteilen. Die Organisationen müssen die neuen Vorschriften zum ersten Mal im Geschäftsjahr 2024 für Berichte anwenden, die im Jahr 2025 veröffentlicht werden.
In dieser CSRD werden die Bereiche 1, 2 und 3 betrachtet. Scope 1 sind Emissionen, die direkt aus Quellen freigesetzt werden, die einer Organisation gehören oder von ihr verwaltet werden. Scope 2 sind indirekte Emissionen aus Energie, die bei der Produktion von eingekaufter Elektrizität, Wärme und Dampf entstehen, die von der Organisation verbraucht werden. Und Scope 3 sind alle anderen indirekten Emissionen in der Lieferkette der Organisation. Diese indirekten Emissionen machen bei weitem den größten Anteil an allen Emissionen weltweit aus: satte 90%.
Verkehr und Logistik sind der einzige Sektor, in dem die Treibhausgasemissionen in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen haben: zwischen 1990 und 2019 um 33,5%. Die Informationen, die Organisationen derzeit über die Nachhaltigkeit berichten, sind jedoch unzureichend und von unzureichender Qualität. Erstens ist es schwierig, die von verschiedenen Organisationen gemeldeten Informationen zu vergleichen. Und zweitens sind die Nutzer oft unsicher, ob den Informationen vertraut werden kann. Dies führt dazu, dass sich die Einführung nachhaltigerer Unternehmensstrategien verzögert, obwohl die Notwendigkeit immer dringender wird.
Hierfür gibt es mehrere Gründe. Die verwendeten Berichterstattungsmethoden sind noch immer nicht immer genau, und häufig werden Durchschnittszahlen verwendet. So wissen viele Organisationen beispielsweise nicht, welche Art von Fahrzeug und welchen Kraftstoff ihr Transportunternehmen verwendet. Und wenn innerhalb eines Transports verschiedene Transportmittel eingesetzt werden, wird es noch komplizierter, vor allem, wenn es sich um internationale Transporte auf dem See- und Luftweg handelt. Außerdem erfassen die Unternehmen bei der Erstellung von Berichten die Informationen oft manuell.
Außerdem orientieren sich Organisationen bei ihren Transportentscheidungen oft hauptsächlich an den Kosten und der Vorliebe für bestimmte Verkehrsträger. Organisationen sollten auch die Nachhaltigkeit ihrer Entscheidungen, z. B. die CO2-Emissionen, als wichtiges Kriterium einbeziehen. Das bedeutet, dass der beste Spediteur nicht nur derjenige ist, der den niedrigsten Preis oder den besten Service bietet, sondern auch derjenige mit den geringsten Umweltauswirkungen. Viele Organisationen sind sich dessen noch nicht bewusst. Ich denke, die CSRD ist ein wichtiger Anreiz, vor allem, wenn die Regierungen nicht nur die Nachhaltigkeitsberichterstattung zur Pflicht machen, sondern auch Kontrollen einführen.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung sollte sich nicht nur an Gesetzen und Vorschriften orientieren. Es kann ein Wettbewerbsvorteil sein, wenn Unternehmen klimaneutral liefern können, zumal immer mehr Verbraucher und Kunden dies wünschen. Unternehmen, die mit umweltfreundlichen Lieferanten zusammenarbeiten, werden feststellen, dass sich dies positiv auf ihre eigene Nachhaltigkeit auswirkt. Und wenn Organisationen eine qualitativ hochwertige und zuverlässige öffentliche Berichterstattung sicherstellen, wird dies meiner Meinung nach zu einer Kultur der größeren öffentlichen Rechenschaftspflicht beitragen.
Die Organisationen müssen noch Schritte unternehmen, um eine transparente Nachhaltigkeitsberichterstattung zu ermöglichen. Organisationen können bereits bestehende ISO- oder GLEC-Normen nutzen, die beschreiben, wie Emissionen am besten zu berechnen sind, aber konkretere CSRD-Normen werden diesen Prozess weiter erleichtern. Unternehmen sollten prüfen, welche Daten ihnen bereits zur Verfügung stehen und welche bestehenden Lösungen diese Daten aufschlussreich machen können. Um die verkehrsbedingten CO2-Emissionen abzubilden, helfen Anwendungen wie ein Transportmanagementsystem (TMS) bei der Datenerfassung und der Durchführung der richtigen Berechnungen unter Verwendung verschiedener Arten von Stammdaten. Oder es können Tools zur Echtzeitverfolgung eingesetzt werden, um konkreter zu bestimmen, welche Route ein Transport genommen hat, um die CO2-Emissionen genauer zu berechnen. Diese Daten transparent zu machen, hilft nicht nur bei der Berichterstattung über Emissionen, sondern auch bei der Optimierung von Transporten. Wenn Sie zum Beispiel mehrere Güter in einem Transport zusammenfassen, spart Ihr Unternehmen sofort Emissionen und Kosten.
Die Mess- und Optimierungsmöglichkeiten stecken noch in den Kinderschuhen, aber in den nächsten 10 bis 30 Jahren werden wir erhebliche Fortschritte erleben. Der Ball ist jetzt im Rollen, und Organisationen, die diese Entwicklungen nutzen, werden davon profitieren und den Weg weisen.